Gute Nachrichten auch für Patienten in München: Schilddrüsen-OP in den meisten Fällen nicht nötig
MÜNCHEN. Bisher gingen Mediziner davon aus, dass Schilddrüsenknoten in bis zu 15 Prozent der Fälle bösartig sind oder daraus Schilddrüsenkrebs entstehen kann. Dieser Wert konnte nun durch eine großangelegte, langfristige Studie deutlich nach unten korrigiert werden.(1) Was bedeutet das für die Empfehlungen zur Operation bei Schilddrüsenknoten?
Fachärzte für Endokrinologie am SOGZ München ziehen Studienergebnisse in ihre Arbeit ein
Die besagte Studie verfolgte mehr als 17.000 Patienten einer endokrinologischen Praxis in Stuttgart bis zu 23 Jahre lang. Dabei entstand nur bei 1,1 Prozent der Probanden aus den ursprünglich diagnostizierten Schilddrüsenknoten eine Krebserkrankung der Schilddrüse. Das ist nur ein Bruchteil der bisher vermuteten Quote.
Das Ergebnis rechtfertigt ein Umdenken bezüglich der Entscheidung zur operativen Schilddrüsenentfernung und der Frequenz der Kontrolluntersuchungen bei bekannten Schilddrüsenknoten. Hintergrund dafür ist die gute Aussagekraft der Studie, die aus der großen Anzahl an Teilnehmern und den langen Beobachtungszeiten resultiert.
Dr. Maria Koukou in München empfiehlt zurückhaltendes Vorgehen bei Schilddrüsenknoten
„Schilddrüsenknoten werden bei vielen Menschen festgestellt. Oftmals treten durch diese keinerlei Beschwerden auf. Jetzt können wir außerdem auf verlässliche Zahlen zurückgreifen, laut denen sich daraus nur selten eine Krebserkrankung entwickelt“, stellt die Endokrinologin Dr. Maria Koukou fest. Künftig könne daher meist auf eine Operation verzichtet werden. „Eine Ausnahme stellen Patienten dar, bei denen die Vergrößerung der Schilddrüse Beschwerden verursacht. Diesen werden wir auch künftig zu einer Operation raten“, ergänzt ihr Kollege, Endokrinologe Dr. med. Werner Stadtherr. Eine weitere Erkenntnis aus der Studie sei, dass unter bestimmten Voraussetzungen auf ein vorbeugendes Schilddrüsen-Screening verzichtet werden könne, um Überdiagnostik und Übertherapie vorzubeugen. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie rät bei älteren Menschen sogar gänzlich davon ab, ein Ultraschallscreening auf Schilddrüsenveränderungen durchzuführen.
(1) Grussendorf, M., Ruschenburg, I., & Brabant, G. (2022): Malignancy rates in thyroid nodules: a long-term cohort study of 17,592 patients. European thyroid journal, 11(4), e220027. https://doi.org/10.1530/ETJ-22-002718.