Übergewicht beeinflusst die Wirkung von Medikamenten, erklärt Rheumatologe aus München
MÜNCHEN. Rheumatologe Dr. med. Nikolaos Andriopoulos vom Sonnen-Gesundheitszentrum (SOGZ) in München weist auf eine neue Studie1 hin: Wissenschaftler des deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ) kommen in ihrer Forschung zu dem Ergebnis, dass bestimmte Rheuma-Medikamente bei Patienten mit starkem Übergewicht weniger gut wirken. Unter anderem handelt es sich dabei um einige Biologika. Sie zielen darauf, entzündliche Prozesse im Zusammenhang mit der Erkrankung zu stoppen. Zudem konnten die Wissenschaftler feststellen, dass Menschen mit Adipositas häufiger an einer rheumatoiden Arthritis (RA) erkranken. „Patienten mit Übergewicht sollten vor diesem Hintergrund begleitend zur Rheuma-Therapie eine Ernährungsumstellung angehen und gezielt Gewicht reduzieren“, empfiehlt Rheumatologe Dr. med. Andriopoulos vom SOGZ München.
Zusammenhang zwischen Übergewicht und Medikamentenwirkung bei Frauen stärker
In die Beobachtungs-Kohorten-Studie mit dem Titel „Rheumatoid Arthritis – Observation of Biologic Therapy (RABBIT)“ flossen Daten von 10.593 Patienten ein. Die Studienteilnehmer mussten einen Body Mass Index größer oder gleich 18,5 kg/m2 aufweisen. In der Auswertung der Daten zeigte sich: Übergewicht hat vor allem einen Einfluss auf die Wirkung von Biologika, die einzelne Botenstoffe hemmen sollen. Betroffen sind auch konventionelle synthetische Wirkstoffe wie Methotrexat. Die Präparate Rituximab und Abatacept, die auf der Zellebene interagieren, zeigten dagegen weniger Einfluss des Übergewichts auf ihre Wirksamkeit. Einen weiteren Zusammenhang konnte die Studie herausarbeiten: Bei Frauen beeinflusst das Übergewicht die Wirkung der Medikamente bei RA stärker als bei Männern.
Rheumatologe aus München erklärt die Zusammenhänge
Welchen Erklärungsansatz für diesen Zusammenhang hat der Rheumatologe? Nach Einschätzung von Dr. med. Andriopoulos könnten möglicherweise bestimmte Botenstoffe dazu beitragen, dass Rheuma bei Menschen mit Adipositas schwerer verläuft als bei Menschen mit normalem Gewicht. Das DRFZ nimmt zur Erklärung Subtanzen in den Blick, die bei adipösen Menschen Entzündungen fördern. Dabei handelt es sich um Botenstoffe wie der Tumornekrosefaktor und Interleukin 6. Beide Stoffe tragen zum Angriff auf die Gelenke bei RA bei.
1 Martin Schäfer, Yvette Meißner, Jörn Kekow, Sylvia Berger, Sven Remstedt, Bernhard Manger, Joachim Listing, Anja Strangfeld, Angela Zink, Obesity reduces the real-world effectiveness of cytokine-targeted but not cell-targeted disease-modifying agents in rheumatoid arthritis, Rheumatology, kez535, https://doi.org/10.1093/rheumatology/kez535